Das Ästhetische Tagebuch 1

[...] "Ästhetische Forschung bezieht sich also auf alle real gegebenen wie
fiktiv, entworfenen Dinge, Objekte, Menschen und Situationen. Sie bedient
sich aller zur Verfügung stehender Verfahren, Handlungsweisen
und Erkenntnismöglichkeiten aus den Bereichen der Alltagserfahrung,
der Kunst und der Wissenschaft. Sie ist prozessorientiert und hat doch
Ziele. Sie ist weitgehend frei in den Organisations- und Entscheidungsformen
und wird somit in hohem Maße individuell bestimmt und verantwortet.
Sie knüpft an Bekanntem an und führt zu individuell Neuem,
sie ist intensiv und erreicht in gelungenen Momenten Formen des
Glücks (Flow). Ästhetische Forschung führt zu Erkenntnisformen, die
sowohl rational sind, als auch vorrational, sowohl subjektiv als auch
allgemein, sowohl über ästhetischkünstlerische Sichtweisen als auch
über den dokumentarisch-fotografischen Blick geprägt, sowohl über
nachvollziehbare verbal-diskursive Akte strukturiert als auch von diffusen
Formen des Denkens begleitet.
Die sich darüber ausbildenden Fähigkeiten, Erkenntnis- und Verhaltensmöglichkeiten
sind vielfältig. Sie schließen Grenzerfahrungen ein,
führen dazu, Offenheiten und Unsicherheiten auszuhalten, erfordern
ein ständiges Verwerfen, Sich-neu-entscheiden, Annehmen von Situationen,
auf die man sich unter anderen Bedingungen nie eingelassen
hätte. Sie verändern alte Denkgewohnheiten und Handlungsmuster,
vergrößern das Repertoire der Zugänge ins z.T. vorher Unvorstellbare.
Sie machen das möglich, was sich in der aktuellen Literatur als Gewissheit verkündet, zu der es aber bisher so wenig nachvollziehbare Erfahrungsansätze gibt: sie führen zu Erkenntnisformen, die in der Tat auch das andere der Vernunft gegen die Vernunft stellen, die ästhetisches Denken als eine Fähigkeit des Menschen ausbilden, sich der Welt in ästhetischen/künstlerischen Akten zu nähern. Wem diese Möglichkeiten gegeben sind, wird sein Leben anders leben - vielfältiger, interessierter, mit größerem persönlichen Gewinn." [...]


aus
Kämpf-Jansen, Helga: Ästhetische Forschung. Aspekte eines innovativen Konzepts ästhetischer Bildung. In: Manfred Blohm (Hg.): Leerstellen. Köln: Salon Verlag, 2000, S. 83-114

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